Gründung
Die Freimaurerloge “Zum Morgenstern” wurde 1799 gegründet
Die Freimaurerloge “Zum Morgenstern im Orient Hof” wurde am 5. April 1799 in Hof durch 17 Freimaurerbrüder unter der Großloge “Royal York zur Freundschaft” in Berlin
gegründet. Wir kennen ihre Namen, es handelte sich dabei um sechs Offiziere,
fünf Beamte, zwei Theologen, zwei Mediziner und einen griechischen
(mazedonischer) Kaufmann aus Schwarzenbach a.d. Saale.
Die Gründungsväter waren:
Carl Christian von Morg, kgl. preuss. Hauptmann, Erb-, Lehens- und Gerichtsherr auf Gut Reusa bei Plauen
Friedrich Christian von Oberländer, kgl. preuss. Leutnant, Rudolphstein (Sachsenvorwerk)
Moritz Wilhelm von der Heyde, Obrist in holländischem Dienst,
Gutenfürst
Gustav Gottlob Wilhelm v. Stammer, kgl. preuss. Premierleutnant, Hof
Ernst Ferdinand Klein, Geheimer Obertribunalrat, Berlin
Carl Friedrich von Dobrowolsky, kgl. preuss. Premierleutnant, Hof (Gut Krötenhof)
N. Feldmann, Geheimer Kriegsrat, Berlin
Theophar Kephala, Kaufmann, Schwarzenbach a.d. Saale
Christian von Hoissing, Obrist in holländischen Dienst, Reusa bei Plauen
Florentin Johann Georg Klinger, Justizdirektor, Wunsiedel
Peter Christian Knoll, Stadtrendant Hof
Johann Georg Schneider, Arzt, Hof
Johann Gottfried Schoenermarck, klg. preuss. Regiments-Chirurg, Kulmbach
Georg Ferdinand Marius, Pfarrer, Hof
Friedrich Wilhelm Frhr. v.d. Borch, kgl. preuss. Forstmeister, Bayreuth
Georg Christian Wunderlich, cand. theol., Wunsiedel
Von ersten Meister vom Stuhl, Bruder v. Morg wissen wir, dass seine Vorfahren nicht adelig und reformierte Christen aus der Schweiz waren. Sein Vater war Kammerdiener und Schneidermeister am markgräflichen Hof in Bayreuth. Er selbst, 1764 in Bayreuth geboren, schlug eine Militärlaufbahn ein und diente bis 1792 in der königlich preußischen Armee, zuletzt als Hauptmann. In dieser Zeit wurde er in den Adelsstand erhoben. Er erwarb das Rittergut Reusa bei Plauen und war dadurch Erb-, Lehens- und Gerichtsherr geworden. Nach seiner Militärzeit wurde er erst als Kammerherr am Bayreuther Hof und anschließend Kammerdiener in Sächsisch-Coburger Diensten. 1804 wurde er von Kaiser Franz Joseph in den persönlichen Reichsadels- bzw. in den Reichsfreiherrenstand mit der Erlaubnis dem Titel „Wohlgeboren“ zu führen erhoben und immatrikuliert. Außerdem wurde ihm ein Wappen genehmigt. Carl Christian v. Morg führte fortan den Familiennamen Freiherr v. Morgen. Im gleichen Jahr gab er das Gut Reusa auf und kaufte das Rittergut Höflarn bei Nabburg, wo er 1808, erst 44 Jahre alt, ohne Nachkommen, verstarb.
Zur Freimaurerei war v. Morg bereits während seiner Militärzeit gekommen. Bevor er Mitbegründer der Hofer Loge wurde, gehörte er seit 1792 der Berliner Loge “Royal York zur Freundschaft” und später der Loge “Zu den drei Flammen” in Plauen an. Von den 16 Gründungsmitgliedern der Hofer Loge gehörten – so steht es in der Geschichte des Morgensterns – drei der Loge “Zu den drei Flammen” in Plauen, die anderen unterschiedlichen Logen an.
Die Hofer Loge wuchs schnell, bereits nach drei Monaten zählte sie 25 Mitglieder. Das erste Stiftungsfest wurde am 9. Juni 1799 gefeiert, im Rathaussaal, der damals allen Vereinen zur Verfügung stand. Die erste Aufnahmeloge fand am 1. Juli 1799 statt, wobei drei Suchenden das Licht gegeben wurde. Als Ort der Aufnahme wird das Haus des Kammerrates Löwel, Hammerbesitzer in Klingensporn, genannt. Dieses Haus in der Bürgerstraße Nr. 19 existiert heute noch.
Im Gründungsjahr 1799 hatte die Stadt Hof etwa 4200 Einwohner und war damit so groß wie damals Leipzig. Haupterwerbszweig in Hof war damals die Textilindustrie mit 895 Webstühlen und 3019 Arbeitern. Über die Hälfte ihres Gesamtumsatzes von rund 514.000 Gulden wurde mit dem Export erzielt. Daneben war das Brauwesen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die wirtschaftlichen Verhältnisse unserer Heimatstadt konnten als vergleichsweise günstig angesehen werden.
Da unsere Stadt damals zu Preußen gehörte, musste sich die junge Loge, nach einer Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. vom 20. Oktober 1798, einer der in Preußen zugelassenen drei Großlogen anschließen. Sie trat der „Großen Loge York zur Freundschaft“ in Berlin bei und arbeitete – wie die Berliner Loge – in französischer Sprache. Die Hohenzollern in Preußen hatten 1791 die Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth geerbt. Beide Markgrafen waren Freimaurer gewesen. Das Fürstentum Ansbach-Bayreuth wurde 1799 von Karl August v. Hardenberg verwaltet, der die Verwaltung reformierte und an die preußischen Gegebenheiten anpasste. Hardenberg war ebenfalls Freimaurer. In Preußen hatte die Freimaurerei eine große Tradition. Der wohl bedeutendste Vertreter war Friedrich der Große.
Die Große Loge York zur Freundschaft erteilte bereits am 13. Februar 1801 der Hofer Loge die Erlaubnis auch Hochgrade der Freimaurerei zu bearbeiten. Sie hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Die Konstitutionsurkunde wurde vom „Innersten Orient der Großen Loge Royale York zur Freundschaft“ in Berlin ausgefertigt und trägt die Unterschrift u.a. Feßlers. Die eindrucksvolle Originalurkunde ist im Logenhaus in Hof ausgestellt.
Von Morg ist zu diesem Zeitpunkt Meister vom Stuhl der Hofer Loge und Mitglied der Großen Loge Royal York zur Freundschaft in Berlin. Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt mit den Hochgraden der Freimaurerei bereits Erfahrungen gesammelt. Im Mitgliederverzeichnis der Hofer Loge für das Maurerjahr 1801/02 ist festgehalten, dass er inzwischen den 9. Grad der Erkenntnisstufen erreicht hatte und sich „Altschottischer Obermeister“[1] des neu eingerichteten „Kapitels zum flammenden Morgenstern“ nennen konnte. Das Kapitel arbeitete zusammen mit der Loge „Zu den Drei Flammen“ in Plauen. Die Hofer Loge stellte mit v. Morg den Obermeister, die Plauener Loge mit den Brüdern Haußer und Birkner den Ober-Aufseher und den 2. Ober-Aufseher. Alle wurden von der Großen Loge eingesetzt, wohl mit dem Hinweis, dass man einer Wahl im Kapitel nicht vorgreifen möchten.
Foto vom Gründungspatent unserer guten Bauhütte